Residualmilch

Das Milchbildungsgewebe wird oft nicht richtig leer

Neben den Zisternen kann auch das Milchbildungsgewebe nach dem Melken noch größere Milchmengen enthalten. Man spricht hier auch von „gebundener Restmilch“. Denn aus den Alveolen und engen Milchgängen kann man die Milch auch mit noch so hohem Vakuum nicht einfach absaugen. Vielmehr muss die Milch erst dadurch freigesetzt und in die Euterzisternen verlagert werden, dass sich die Muskelzellen des Milchbildungsgewebes (Myoepithelzellen) durch die Wirkung des Hormons Oxytocin rhythmisch zusammenziehen.

Und hier liegt ein Problem: Bekanntermaßen geht der Milchfluss nach einigen Minuten drastisch zurück, um meist nach ca. 8 – 10 Minuten vollständig zu versiegen. Das gilt auch, wenn sich dann noch größere Restmilchmengen im Euter befinden. Ursache für das Versiegen des Milchflusses ist nach neueren Erkenntnissen nicht so sehr der sinkende Oxytocinspiegel, sondern eher eine Ermüdung der Eutermuskulatur und/oder eine Sättigung der Oxytocinrezeptoren des Euters. Was auch immer der genaue Grund ist, erwiesen ist, dass die Oxytocinwirkdauer begrenzt ist!

Typisches Kennzeichen mangelhafter Euterentleerung: Nach dem Melken sind die Euter zumindest teilweise noch prall und hart. Leere Euter sind nach dem Melken schlaff und weich. Eine Ausnahme bilden hier nur sehr große, feste oder geschwollene Euter.

Das bedeutet, dass damit die Zeit zum vollständigen Ausmelken des Milchbildungsgewebes begrenzt ist und dass somit besonders beim Melken prall gefüllter Euter Eile geboten ist. Diese Erkenntnis wird sowohl durch wissenschaftliche Studien als auch durch die Erfahrung in unzähligen Milchviehbetrieben bestätigt: Bei geringer Melkgeschwindigkeit verbleiben besonders in stark gefüllten Eutern deutlich wahrnehmbare Mengen gebundener Restmilch, während diese Euter bei zügigem Melken vollständig entleert werden.

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