Nachgemelke

Nachgemelke gibt es nach wie vor

Wohl jedermann bekannt sind die klassischen Nachgemelke. Dabei handelt es sich um „lose Restmilch“, die sich gegen Ende des Melkens in den Hohlräumen des Euters (Zisternen) ansammelt. Sie kann nur durch Hinunterdrücken der Melkzeuge gewonnen werden. Da das zeitraubend und anstrengend ist, glauben es viele Milchviehhalter nur zu gerne, wenn man ihnen sagt, dass die Nachgemelke „moderner Hochleistungskühe“ vernachlässigbar gering seien.

Umfangreichen Erhebungen des LKV Sachsen aus dem Jahre 2006 zufolge haben jedoch nur Kühe mit kompakten, gesunden Eutern vernachlässigbar geringe Nachgemelke von meist 100 bis 200 g. Ganz anders sieht es hingegen aus, wenn die Euter groß und faltig sind, wie es bei alten Kühen und fleischbetonten Rassen üblich ist. Solche Euter weisen Nachgemelke von bis zu 1 kg und mehr auf. (Warum das so ist, erfahren Sie hier.) In Einzelfällen, z.B. bei durch Mastitis geschädigtem Eutergewebe muss man sogar mit bis zu über 2 kg loser Restmilch rechnen.

Weiterhin zeigten die sächsischen Studien, dass Verteilung und Höhe der Nachgemelke kaum anders waren als 16 Jahre zuvor. So wurde bei über 4.000 Kühen ein durchschnittliches Nachgemelk von 370 g ermittelt. Dabei enthielten 38 % der Euter mehr als 500 g lose Restmilch. In knapp der Hälfte dieser Fälle lag das Nachgemelk sogar zwischen 1 und 2 kg. Ähnliches geben andere Forscher mit Durchschnittswerten von meist 300 bis 500 g und einer Spannweite von 0 bis 1,5 kg an. Es stimmt also nicht, dass die Kühe heutzutage kaum noch Nachgemelke hätten. Ebenso wenig ist es richtig, dass die Nachgemelke durch dreimaliges Melken kleiner oder weniger bedeutend würden. Es besteht kein Zusammenhang zwischen Melkfrequenz und Nachgemelken. Das belegen die Studien aus Sachsen eindeutig.

(C) Dr. Dirk Hömberg, D-48167 Münster, alle Rechte vorbehalten